Wie ist es für eine ehemalige WG, nach dem langersehnten Ausstieg, wieder einsteigen zu müssen?
Kurz gesagt: etwas schlimmeres gibt es wohl nicht.
Ich erlebe momentan einen solchen Fall hautnah mit, und ich muss sagen, ich bin erschüttert. Gestern habe ich nach fast dreijähriger Absenz eine WG getroffen, die ich früher schon kannte. Wir haben ein paar Stunden geredet.
Ich habe eigentlich noch nie gross über dieses Thema nachgedacht:
1. Hat es mich nicht interessiert.
2. Habe ich ganz selten eine getroffen, und wenn, dann hat sie sicher keine Schnute gezogen, weil sie ja wieder Kunden brauchte. Und ich habe mich wohl eher noch gefreut, sie wieder mal zu sehen, oder buchen zu können.
3. Es kam wahrscheinlich noch nie so oft vor wie heute, dass eine wieder einsteigen musste (Corona, Flaute, Teuerung, usw.).
Irgendwie sehe ich immer mehr Girls -oder inzwischen etwas zwischen Milf's und Ladies, die diese so verhasste Rückkehr antreten müssen. Die Gründe sind so vielfältig, wie die beim ersten Mal. Das Problem immer noch - oder eben wieder - das selbe. Die Kohle fehlt.
Was jetzt über sie hereinbricht ist in Worten sehr schwer zu fassen. Mental geht das bei den Girls bis an die absolute Belastungsgrenze. Mann Stelle sich folgendes vor: Sie hat vor Jahren einen Job gemacht, den sie abgrundtief gehasst hat. Ok, sie hat sich damals dafür entschieden, das zu tun, weil sie irgendein Ziel hatte. Irgendwann hat sie das Ziel erreicht und entscheidet sich, jetzt ist endlich schluss. Jetzt wird die Rückkehr in ein normales Leben zur challange.
Probleme?
1. Alle denken, die Bank ist unerschöpflich. Hat ja jahrelang gezahlt. Für Vater, Mutter, Brüder, Schwestern, deren Familien und Kinder. Vielleicht auch eigene Kinder. Onkel, Tante, Cousins, usw. usw. Bis zum Hund am anderen Ende des Dorfes, haben alle immer fleissig die Hand aufgehalten. Dafür hat man sie aber auch gelobt, ja auf Händen getragen. Vermutlich war genau diese Anerkennung ein grosser Teil der Motivation, welch sie diesen Job überhaupt aushalten liess. Dadurch hat sie zum ersten mal in ihrem Leben eine Art Wertschätzung erfahren, und das gute Gefühl, jemand zu sein.
Wenn jetzt der Geldhahn langsam zugedreht wird, sinkt ihre Popularität aber in nullkommagarnichts auf ein noch nie dagewesenen Rekordtief. Man hört es schon aus dem Walde rufen: Diese undankbare Dreckshure. Das wird sie in nächster Zeit noch ein paar mal hören. Jetzt kommen auch die, welche es gewusst haben, aber bequemerweise die Klappe gehalten haben: "Was? Also das hast du gearbeitet? Daher das viele Geld? Wir haben immer gedacht, du arbeitest in einem Restaurant als Kellnerin, und machst in der reichen Schweiz so viel Trinkgeld, weil du so nett bist. Also wenn wir das gewusst hätten, wir hätten ja nie auch nur einen € davon genommen. Also angelogen hast du uns auch noch, du Flittchen. Kein Wunder, dass der Vater deines Kindes gegangen ist, du elende Schlampe. Er ist eben ein ehrenwerter Mann.
2. Alles was sie möchte, ist ein Leben fernab von dem allem, einfach nur ein normales Leben. Die allermeisten erst mal alleine - von Männern haben sie noch lange die Schnauze voll. Bei der einen dauert's länger, bei der anderen geht's schneller, und die eine oder andere will nie mehr einen Typen. Die, die gerne mal wieder probieren möchte, stellt jetzt fest, dass sie unten durch ist. Gefällt halt in der lieben Heimat auch nicht jedem Mann, wenn er mal Nachrechnet, wieviele denn hier schon so rübergerutscht sind. Falls einer anbeisst, wird ihr schnell klar, dass es ja immer noch die gleichen Arschlöcher sind, wie schon vor dem Job. Und das mit der Beziehungsfähigkeit kommt auch gleich hinterher. Es dauert sehr lange, bis sie nur schon drüber nachdenkt, ob sie jemandem Vertrauen soll. Genügend Bespiele für das Gegenteil hat sie ja hier selber bedient.
Die Zeit als WG hat auch in ihrem Inneren ihre Spuren hinterlassen. Von Alpträumen, über Traumata verschiedener Art, von Angstattacken bis Depressionen. In Einzelfällen geht es sogar bis zu Suizidgedanken oder sogar -versuchen. Von Alkoholsucht und Drogenkonsum mal ganz abgesehen. Und Täglich versucht sie noch, die Bilder aus ihrem Kopf zu kriegen, die sich eingebrannt haben.
Hat sie dann, nach langer Zeit, alle diese dunklen Täler durchschritten, alles gemeistert, ihr Leben wiedergefunden, den ganzen Dreck hinter dich gelassen, denkt sie, sie hat es geschafft. Und dann passiert etwas, was nicht geplant war. Plötzlich fehlt wieder das Geld. Zuerst versucht man die Löcher irgendwie zu stopfen, wie man es früher mal gelernt hat. Die Löcher werden aber nicht kleiner, nein, sie werden grösser. Jetzt muss ein Job her, aber dringend. Erster Gedanke, nur ein Blitz. Nein, keine Chance. Es muss etwas normales sein. Egal was. Putzen, an einer Bar, egal was. Aber sicher nicht mehr das von früher.
Der Gedanke wird verdrängt. Es kann nicht sein. Es darf nicht sein.
Der Gedanke ist aber jetzt nicht weg. Er kommt wieder, und wieder, und wieder, und wieder. Irgendwann beginnt sie mal so zu kalkulieren wieviel sie denn überhaupt bräuchte. Und wieviel sie denn früher dafür tun musste. Irgendwann, in einer schwachen Minute, beginnt sie im Internet ein bisschen zu schauen, wo man den überhaupt so könnte. Sie findet schnell entsprechende Angebote, hat sie ja noch genügend Adressen, Nummern etc. von früher. Naja, mal unverbindlich anfragen, damit hat sie ja noch nichts gemacht. Und sowieso, sie ist ja immer noch felsenfest überzeugt, dass macht sie nie mehr. Es wäre halt einfach der schnellste Weg. Und der einfachste. Früher konnte sie es ja auch, also wieso sollte es denn heute nicht mehr gehen. Eigentlich ist das ja dumm. Das würde ja alle ihre Probleme auf einmal lösen. Und was hat sie denn eigentlich zu verlieren? Untendurch ist sie ja eh schon. Und vielleicht wird sie ja auch wieder mehr geschätzt, wenn sie für die ganze Gemeinde wieder anschaffen geht. Ihren Körper hat sie ja eh schon jedem angeboten, der genug dafür bezahlt hat. Und ihr Stolz und die Selbstachtung sind längstens auf der Strecke geblieben. Ihre Sehle gehört sowieso schon lange dem Teufel. Und überhaupt; sie hat nicht früher 1000 laufmeter drin gehabt 500 Schwänze gelutscht und 200 in den Mund spritzen lassen für nichts. Jetzt soll sie alles verlieren, wofür sie all diese Dinge getan hat? Nein, kommt nicht in Frage. Dann lieber nochmal 500 Meter rein, nochmal 100 Schwänze blasen und in den Mund spritzen lassen. Oder in den Arsch. Oder noch besser: Ficken ohne Gumme, das wäre wohl die schnellste Möglichkeit. Eigentlich kommt es gar nicht mehr so drauf an wie, mein Leben ist eh schon komplett am Arsch. Und ich bin ja schon 35.
Und ehe sie sich's versieht, sitzt sie Montags um 12.00 mittags im 1. Puff in Zürich. Die alten Kontakte haben doch noch was gebracht.
Ich weiss, ich weiss. Schwarzmalerei, Frauenversteher, Mädchenretter, ich kenne alles. Das ist nicht meine Perspektive. Das ist die Sicht der 35 jährigen Frau, ohne Mann, mit einer 4 jährigen Tochter, die mir das gestern so geschildert hat.
Ich will niemanden belehren. Klugscheissen können andere auch besser als ich. Ich will auch niemandem den Spass verderben. Ob es besser wäre, die Dienstleistung nicht in Anspruch zu nehmen, und damit den Girls ein Gefallen getan würde, kann und will ich nicht beurteilen. Das wäre sowieso eine Diskussion über Massstäbe und über Moral.
Aber es gibt etwas ganz kleines, was jeder von uns tun kann. Es ist gratis, kostet uns also nix. Im Idealfall bekomme ich sogar noch mehr zurück dafür. Aber für viele der WG's ist es etwas mehr, und für einige wäre es sogar sehr viel Wert. Das Zauberwort heisst: RESPEKT!
zeigt dem Girl, das gerade für eigentlich lausige 100 Stutz die Beine für euch breit macht, das ihr sie ein klein wenig wertschätzt dafür. Auch wenn ihr nichts weiter bekommt dafür. Vielleicht habt ihr damit in diesem Moment mehr getan, als euch bewusst ist