Razzia im Zürcher Milieu
Bestechung im Sex-Club – 5 Polizisten verhaftet!
ZÜRICH - Eine grossangelegte Razzia, 14 Festgenommene, darunter 5 Mitarbeiter der Stadtpolizei. Die Zürcher Behörden haben im Milieu einen grossen Fang gemacht.
Es geht um Kreditkartenbetrug und Bestechung: Im Nachtclub Chilli's im berüchtigten Zürcher Bermuda-Dreieck im Kreis 4 schlagen die Beamten gestern zu: Im Auftrag der Zürcher Staatsanwaltschaft durchsuchen Ermittler die Räume des Nachtclubs Chili's.
Sie nehmen insgesamt neun Personen fest. Darunter den Besitzer und Mitarbeiter des Sex-Clubs mit angeschlossenem Hotel. Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft: «Kreditkartenmissbräuche zum Nachteil von Gästen und Freiern».
Heute folgte nun die zweite nicht minder brisante Razzia.
Die Ermittler führten Hausdurchsuchungen bei Angestellten der Stadtpolizei durch. Diese gehören alle der Fachgruppe Milieu/Sexualdelikte an.
Bestechlichkeit, Begünstigung, Amtsmissbrauch
Fünf von ihnen wurden festgenommen - weitere befragt. Der Vorwurf in diesem Fall: Bestechlichkeit, Begünstigung, Amtsmissbrauch und weitere Delikte.
Haben die Beamten der Sittenpolizei ein Auge zugedrückt, wenn die Sexclub-Betreiber die Freier abzockten? Die Staatsanwaltschaft stellte weitere Informationen zum brisanten Fall für morgen in Aussicht. Wie viele der Festgenommenen schliesslich in U-Haft müssen, ist noch nicht bekannt.
«Für Zürich ist das neu»
Wie Stadtpolizei-Sprecher Marco Cortesi sagte, ist der Fall dank verschiedener Hinweise ins Rollen gekommen. «Als sich im Zuge der internen Vorermittlungen der Verdacht erhärtete, haben wir die Staatsanwaltschaft informiert.»
Der Präsident des Stadtzürcher Polizeiverbands hat erst heute Morgen von den Vorwürfen gegen die Polizisten erfahren. «Ich bin ziemlich baff», sagt Werner Karlen zu Blick.ch. «Für Zürich ist so ein Fall neu.»
Zu Zeiten der offenen Drogenszene am Letten während den 90er-Jahren habe es zwar ähnliche Vorwürfe gegen Polizeibeamten gegeben, sagt Karlen. Es habe sich damals aber um Einzelfälle gehandelt.
Polizeivorsteher «geschockt»
«Geschockt gewesen» ist Polizeivorsteher Richard Wolff (AL), als er von den Bestechungsvorwürfen gehört hatte. Er habe sei Längerem gewusst, dass Ermittlungen laufen, konkret aber nicht gewusst, worum es geht.
Zu allfälligen personalrechtlichen Konsequenzen sagte er, die Stadtpolizisten müssten mit der Entlassung rechnen, wenn sich «schwere Vorwürfe» bestätigten. Für die Angeschuldigten gelte aber die Unschuldsvermutung.
Zusammen mit dem Polizeikommando werde nun abgeklärt, ob Regeln neu formuliert werden müssten, um Bestechungsfälle besser verhindern zu können, sagte Reto Casanova, Sprecher des Polizeidepartements. Aber in den letzten Jahren habe es keine solche Fälle gegeben und es sei fraglich, ob aufgrund eines Einzelfalls Regeln abgeleitet werden sollten, die dann nie angewendet würden. (bih/btg/SDA)
Quelle http://www.blick.ch/news/schwe…-verhaftet-id2530737.html