[Meine]
Aber über alles ist mir von meiner aktiven Zeit der Kontakt zu einer umwerfenden, witzigen, massvollen, konsequenten, ehrlichen und selbsterkennenden Frau geblieben, mit welcher ich inzwischen zwischen trockenem Humor und Familie teilen möchte (ich weiss ich weiss), was beider Schadhaftigkeit zulässt. Früher während unserer Geschäfte hatte sie ein Überziehen aus ihrer Tasche beglichen und überraschend reserviert und eingeschnappt reagiert als ich ein noch früheres Mal meinte es sei doch nur alles eine schöne Illusion.
Nach einem beruflichen Tapetenwechsel war sie vor einiger Zeit wieder in der Gegend tätig. In der Zwischenzeit war ich mir sicher gewesen sie nicht mehr wiederzusehen, ich wünschte es ihr meinerseits, Texte und Telefonate alle paar Wochen während dieser Zeit hatten etwas Herzliches aber Ungezwungenes.
Wir trafen uns dann, Monate nach dem letzten Zimmer (womit ich damals ausstieg); hatten schon vorher ein Essen daheim ins Spiel gebracht, kein Künstlername, Kasperle jetzt fest an den Fäden der Liebe, sie so normal dass es wehtat. Normal hiess lange tiefe Augenblicke, hin und her, ihre Hand; Einzelheiten von früher in erstaunlichem Detail aufgewärmt; ihre Eile zu versichern dass der Anruf zwischendurch nur von einer FreundIN kam; dann leider gefühlt wachsende Ungeduld; das Gespräch erreicht die geschätzte Ehrlichkeit von Kindern (ich kann Betrunkene beitragen).
Das schon das erste Dilemma, eigentlich ein erstes braves Treffen oder ganz und gar nicht? Normal benommen, oder kalt und distant gewesen?
Sie sann fast demonstrativ nach ob sie nicht aufhören solle, erörterte andere berufliche Möglichkeiten, und trotz ihres Bestrebens in aller Öffentlichkeit unseres Rendezvous zu ihrer Tätigkeit zu stehen (dem war ich fast nicht gewachsen) stand Abscheu in ihrem Gesicht und die Lockerheit mit welcher sie ihrer Betätigung entgegensah erschien gezwungen. Wenn ihr Job ins Gespräch kam dann wurde mal sie mal ich still und flapsige Bemerkungen zündeten nicht so auflockernd wie beabsichtigt.
Doch starker Charakter wie sie war, kein Jammern, das tat sie noch nie; fragte nur still und sachlich "warum?", spitzer als irgendein anderer Stoss zwischen die Rippen. "Das ist doch nicht normal?"
Schrecklich schön. Surreal. Wir in der Sonne zwischen Pärchen und jungen Familien, kleine Kinder lösen herzliches Lachen aus, wahrscheinlich könnten wir durchgehen. Aber inmitten aller reden wir. Über die Beschränktheit von Paarbeziehungen, geringen Glauben an solche. Die Wertlosigkeit von Kompromissen oder Affären – ausser es ist grosse Liebe; die Überzahl der Fremdgänger (oohhja!; das begreift sie nicht), Verantwortung, die eigenen Träume.
[Jetzt der Sprung in der Platte]
Jetzt also, welcher Kranke lässt die Frau die er für sich gefunden hat dann unter die Sabberlappen gehen ohne zumindest den Versuch sie zu STOPPEN, auch wenn er sie fürs Erste nehmen will wie sie gerade ist, ihr business none of my business (war ihr mitgeteilt). Zuerst die Hoffnung wieder besser mit der Situation klarzukommen, Eifersucht war eher nie ein Problem; aber der Gedanke an noch ein “warum?” mehr, ja der killt.
Weiss jemand etwas anderes als VOLLIDIOT? Feuer frei!
Dann aber, statt dem Zug gegen die Wand nachzugeben, eine schnelle Auflösung zu suchen, ist es nicht eben fatal in einer faktisch nicht schlechten Situation die Stimmung nicht aufzubauen, sich selbst runterziehen zu lassen, anstatt ihr ein gutes Gefühl, Gelassenheit und ein Stückchen Sicherheit hinzuhalten. Es halt zu nehmen wie es kommt falls sie an der netten, wohl witzigen Gelegenheit schnuppern will.
Diese Frage wiederholt sich quäkend, einmal leuchtet das Eine ein, einmal das andere; aber trotz der momentanen Klarheit bleibt dann das Gefühl dass die Erkenntnis nur eine launische Eingebung ist, wie wenn zwei Personen sich im Raum sitzend durch die Tür kommen sehen.
[Rat?]
Und damit ihr nicht nur den Kopf schütteln oder mir den Finger zeigen könnt, sie war bestimmter als ich dass es weitergehen soll für ein nächstes Treffen. Nun ist der Rat der zählt :
- pragmatisch weiter mit Dating wie eben irgendeine Frau und ein Mann die sich neu treffen würden;
- oder schnell reinen Tisch machen, vorhandene Gefühle und Zeichen zu (er-)klären, sie zu bitten aufzuhören weil es mir tagtäglich den Magen umdreht, und nicht noch ein Stückchen mehr abstirbt in ihr mir. Aussichten dann hin oder her. Denn ob über Geschäft oder Real Life, die Uhr läuft immer.
Die letzte hirnrissige Variante: zurückziehen auf den Tag warten an dem sie aufhört, offen, und dann hoffen, es unter neuen Vorzeichen nochmals versuchen zu können.
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Einige Details sind leicht verfälscht; wer Ähnlichkeiten entdeckt darf sie behalten.