Von Roman Seiler | Aktualisiert um 00:42 | 25.10.2009
Aargauer will den grössten (Puff) haben
S`Pu urli vo de Bumsalp
Sein achtes Bordell ist 3000 Quadratmeter gross. Bauernsohn Marcel Huber, einst Stenz alter Schule in Zürichs Kreis 4, will sich mit der «Bumsalp» zum Rotlichtkönig krönen.
Dübendorf ZH, Donnerstagnacht um 23.50 Uhr, am Empfang der «Bumsalp». Tief décolletierte Damen strahlen einen jungen Soldaten an. Der klaubt mit zittrigen Fingern die Kreditkarte aus dem Portemonnaie. Damit berappt er 120 Franken für ein 30-Minuten-Nümmerchen.
Es herrscht Hochbetrieb im Industriepuff. Ein Stockwerk weiter oben, zwischen «Banana-Bar», «Strassä-Strich» und «Wiggs-Stübli», werben Damen in ultrakurzen Dirndln oder Tanga und BH um die Gunst der Kunden. Ganz normale Schweizer zwischen 20 und 60, in Strassenkleidung, Uniform oder auch im purpurroten Bademantel, bestaunen die rustikal-alpine Einrichtung des neuen 3000 Quadratmeter grossen «Eventclub im Ballermann-Stil» für Sex-Suchende – ebenso wie tätowierte Zuhälter.
Mittendrin greift ein untersetzter Herr mit Glatze in Jeans von Dolce & Gabbana einer der Liebesdienerinnen von hinten unters Röckchen. So ist er nun mal, der Boss: Marcel Huber (50). «S′Puurli», so einer seiner Spitznamen, wuchs auf dem Weidhof in Arni AG auf. Eine Lehre als Automechaniker brach er ab, magisch angezogen vom Rotlicht rund um seine erste Bleibe mitten in Zürichs «Chreis Cheib». Bald schickte auch der Mann aus dem Aargau Frauen auf den Strich. Eine grosse Nummer war er nicht, sagen Milieugrössen von damals. Ende der Neunzigerjahre tauchte Huber unter und nannte sich «Franz», angeblich der Name eines einstigen Kumpans in dunklen Zeiten.
1991 übernahm er im tristen Shopping- und Büroviertel von Dübendorf ein Puff und baute es für einige Hunderttausend Franken aus. Heute kontrolliert er acht Rotlicht-Betriebe, darunter Saunaclubs hinter dem Paradeplatz oder dem Hallenstadion in Zürich. «Ich beschäftige 45 Angestellte», sagt Huber, «davon 15 in der Bumsalp». Rund zwei Millionen hat er in seinen neuen, auf drei Stockwerke verteilten Club gesteckt; allein die Miete koste ihn 250´000 Franken im Jahr (siehe Box).
Privat gilt Marcel Huber als umgänglicher Geschäftsmann, der ab 8 Uhr morgens im Büro sitzt. Er vermeidet Publizität, lässt sich nicht fotografieren und wohnt unweit vom Bellevue in der Maisonettewohnung, in welcher einst der Schriftsteller Max Frisch verstorben ist. Auf Statussymbole fährt Huber ab: Er besitzt einen Mercedes der SL-Klasse, zwei Porsche, darunter einen Carrera 911 4S Cabrio (173000 Franken), und trägt eine Rolex Daytona (32´200 Franken). Er raucht zwar, trinkt aber nur Cola light. Seine Droge ist das Geld: 2005 versteuerten er und seine damalige Frau ein Einkommen von 516´000 Franken. Das steuerbare Vermögen belief sich auf 426´000 Franken. Neue und wohl höhere Daten sind nicht erhältlich.
«S′Puurli» hat abgehoben. Sein Ziel, so Konkurrenten: Er will zum ungekrönten Puffkönig der Schweiz aufsteigen. Sie bewundern ihn wegen seines Erfolges und charakterisieren ihn als «erfolgreichen Unternehmer». Gleichzeitig beschuldigen sie ihn, vor ein paar Jahren Bordelle anderer Betreiber mit Buttersäure-Attacken lahmgelegt zu haben. Im Rahmen der Ermittlungen der Bundesanwaltschaft gegen die Hells Angels sei Huber «in Zusammenhang mit diesen Anschlägen gebracht worden», bestätigt der leitende Eidgenössische Untersuchungsrichter Jürg Zinglé, doch «die Verdachtslage war nicht so, dass sich eine Ausdehnung der Voruntersuchung gegen Huber gerechtfertigt hätte.»
Der Puffbetreiber selbst bestreitet die Vorwürfe gegenüber SonntagsBlick: «Es interessiert mich nicht, was andere über mich reden. Es gibt viel Neid im Sexgewerbe.»
Das liegt wohl auch daran, dass Huber mit seiner Bumsalp den beinharten Verdrängungskampf unter den Bordellbetreibern in den nördlichen Vororten von Zürich verschärft. Unter anderen attackiert er den Juristen Ingo Heidbrink (44) mit tieferen Preisen. Der hat nur wenige Kilometer entfernt den Club Globe gebaut – mit über drei Millionen Franken Umsatz wohl der lukrativste Industriepuff der Schweiz.
Quelle
Blick